Ein Gedicht für Monatsende

Ein Gedicht für Wixtroup, für Martin und für alle die sich angesprochen fühlen

 

Das kleine Schwein aus Porzellan 

das macht mich heut besonders an 

es zu zerstören ergibt kein‘ Sinn 

denn in ihm sind nur Deutschmark drin

 

Heute gibt‘s was ich nicht mag: 

Reis mit verdünntem Tomatenmark 

dazu ein wenig Fett aus meinem Haar 

und Calciumtabletten hab ich noch da

 

Das Klopapier ist aufgebraucht 

der Aschenbecher leergeraucht 

die Zahnpastatube längst ausgewrungen 

nun seh ich mich doch zum Handeln gezwungen

 

Von meiner Familie kann ich mir leider nichts borgen 

die machen sich doch nur wieder schreckliche Sorgen 

meine Freunde hab ich längst vergrämt 

denn meine ungepflegte Erscheinung beschämt

 

Was mir fehlt ist eine gute Geschäftsidee 

doch vom vielen denken tun mir die Zähne weh 

vielleicht sollt ich mir Rat von Omas besorgen 

die konnten schließlich Familien aus Trümmern versorgen

 

So gehe ich zum nächsten Altersheim 

und schleiche mich in ein Zimmer rein 

Dort sitzt eine Dame um die neunzig Jahr 

genau das was ich suche – wie wunderbar

 

Ich lüge und gebe vor Geschichtsstudentin zu sein 

auf der Suche nach Informationen über Leiden und Pein 

von Trümmerfrauen wie sie damals eine war 

sie bleibt stumm, doch ihr Blick wird seltsam klar

 

Ich füge hinzu, ich hätte ein paar Fragen 

sie müsst es doch wissen, wie füllt man einen Magen 

„So helfen Sie mir! Wie komm ich dahinter? 

Wie überlebten Sie den sechsundvierziger Winter?“

 

Sie murmelt nur: „Steckrüben und Maschinenfett“ 

und dreht sich angewidert von mir weg 

Ich sollte wohl lieber wieder gehen 

und sage noch devot „Vielmals Dankeschön“

 

Wieder auf der Straße angekommen denke ich mir 

Steckrüben und Maschinenfett sind doch reaktionär! 

Ich brauche einen innovativen Plan! 

und sauge konzentriert an meinen fettigen Haar‘n

 

Hungrig und ohne Plan schlurfe ich in den Stadtwald hinein 

vielleicht finde ich ein paar Nüsse - kann doch sein! 

Und da sehe ich plötzlich am Rande des Weges 

den Maschendrahtzaun des Wildschweingeheges

 

Das kleine Schwein mit Borsten dran 

guckt mich ganz erwartungsvoll an 

es zu zerstören ergibt viel Sinn 

denn in ihm ist was zu essen drin